8. Eine Bootsfahrt nur mit Schwimmweste
Ich möchte dir noch deutlich machen, dass Schwimmwesten keine Spielzeuge sind. Schwimmwesten sind nur für den absoluten Notfall gedacht und sollten nicht als Schwimmhilfe mißbraucht werden. Gleiches gilt für Rettungsringe.
Bei Bootsfahren sind Rettungswesten übrigens für alle angesagt, nicht nur die Kinder.
Glaub mir: schneller als du jetzt vielleicht denkst, könntet ihr in eine schwierige Lage kommen. Der Wind frischt auf, ihr werdet in ein Gebüsch getrieben und plötzlich kippt das Boot, oder auf dem See ist eine starke Strömung und ihr werdet abgetrieben.
Eltern berichten mir immer wieder, dass sie mit den Kindern im Boot gekentert sind.
Für die Sicherheit im Wasser und in Situationen wie diesen kann es lebensrettend sein, dass deine Kinder und auch du selbst eine Schwimmweste tragen.
9. Das Seepferdchen-Abzeichen: Lizenz zum Ertrinken
Auch wenn seit 2020 verschärfte Bedingungen für die Abnahme des beliebten Abzeichens gelten:
Das Absolvieren der Seepferdchen-Prüfung ist keine Garantie für Wassersicherheit!
In Fachkreisen sprechen Schwimmlehrer von der Lizenz zum Ertrinken.
Denn es ist trügerisch. Eltern gehen davon aus, dass ihr Kind schwimmen kann und beaufsichtigen ihre Kinder nur noch lückenhaft oder schicken es sogar alleine zum Badesee.
Jedoch kann ein Kind, welches gerade so die Anforderungen für das Seepferdchen erfüllt, nicht als Schwimmer bezeichnet werden.
Wie oft habe ich gesehen, unter welchen Bedingungen die Kinder mit Ach und Krach die Prüfung absolvieren. Da schwimmt die Mama nebenher und „peitscht“ das Kind noch ein paar Meter weiter, welches sich unter Tränen und der Aussicht nach der versprochenen Belohnung noch irgendwie über die letzten Meter schleppt.
Das hat nichts mit Sicherheit im Wasser zu tun!
Geht es doch darum, sich entspannt und ausdauernd im Wasser fortbewegen zu können, sich umzudrehen und in Bauchlage ebenso sicher wie in Rückenlage zu schwimmen.
Tauchen und das Orientieren unter Wasser (und das ohne Schwimmbrille) und auch ein Verschlucken zu tolerieren gehören ebenso dazu.
Wenn dein Kind das Seepferdchen-Abzeichen hat, bedeutet dies nicht automatisch, dass es sicher schwimmen kann. Oder umgekehrt:
Um sicher Schwimmen zu können, braucht dein Kind kein Seepferdchen-Abzeichen.
10. In einer Woche sicher schwimmen lernen?
Sogenannte Ferien- oder Crashkurse sind sehr beliebt. Die Vorstellung, dass dein Kind in nur zwei Wochen schwimmen lernt, klingt durchaus verlockend. Zeit ist in heutigen Familien eine limitiert vorhandene Ressource. Dann kann endlich bei dem Punkt „Schwimmen lernen“ ein „erledigt“ Haken dran. Ein Problem weniger.
Doch was zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es meist auch nicht. Das wusste schon meine Oma.
Sicheres Schwimmenlernen ist keine Sprintdisziplin
Stell dir vor, dein Kind hat in einem Ferienkurs Schwimmen gelernt. Du fühlst dich sicher, denn dein Kind kann jetzt vermeintlich schwimmen.
Ein halbes Jahr später (dein Kind war seitdem nicht mehr im Wasser) geht ihr ins Schwimmbad. Dein Kind schwimmt einfach los, kommt aber auf halber Strecke nicht mehr weiter.
Ich kann dir sagen, dass ich schon sehr viele Kinder aus genau dieser Situation aus dem Wasser zog.
Die Kinder und auch die Eltern schauten mich oft verdutzt an, denn darauf waren sie nicht eingestellt. Dachten sie doch, ihr Kind könne sicher schwimmen.
Aber es braucht Zeit, um sicher Schwimmen zu lernen.
Die im Crashkurs absolvierte Seepferdchen-Prüfung garantiert noch lange keine Sicherheit im Wasser.
11. Vielfalt beim Schwimmenlernen
Schwimmenlernen ist so viel mehr als nur „nicht-Untergehen“ und das Seepferchen-Abzeichen ist kein Garant für Wassersicherheit.
Um sich wirklich sicher im Wasser zu bewegen und auch auf unvorhergesehene Situationen gut reagieren zu können, braucht es mehr Vielfalt. Es reicht schlicht nicht, wenn dein Kind Armekreisen und Froschbeine kann.
Ich finde übrigens, dass das Lernen von Brustschwimmen für Anfänger völlig ungeeignet ist. Aber dazu an anderer Stelle mehr.
Stell dir vor, dein Kind möchte bei einer Bootsfahrt mit dem Kanu den Sitzplatz wechseln und fällt dabei ins Wasser.